Dee Dee Wallauer

Riversurfboard-Shapes, Blue Wave Surfshop & Surffilme  

Dee Dee Wallauer wallauerpicturesIm zarten Alter von 12 Jahren hat Dee Dee sich bereits zwei Lebensziele gesetzt: Einmal im Leben Heliboarden in Kanada und einmal Surfen auf Hawaii. Brettsport ist schon immer seine Leidenschaft und seit Jahren auch seine Profession. Fanatisch Snowboarden und Windsurfen war er in den 80ern. Eisbachsurfen hat Dee Dee 1989 für sich entdeckt. Surfshops, besondere Windsurffreunde, Dingrepair und ein erster Surfboardshape – all das hat ihn so geprägt, dass er am Meer leben und mit Shapen und Dingrepair überall mal arbeiten wollte. Sein erstes Wellenreitbrett entsteht in Garmisch am Fuße des höchsten Gipfel Deutschlands. In München wird sein Blue Wave Surfshop legendär und er shaped weit über 400 Ocean- und River-Surfboards in wenigen Jahren. Nebenbei entdeckt er seine Fähigkeit als Fotograph und Filmemacher. Seine Produktionsfirma „wallauerpictures“ läuft so gut, dass er den Blue Wave aufgibt und sich der Fotografie und dem Film widmet: Zunächst eher Event-Projekte und mittlerweile mehr Dokumentarfilme und Projekte über Extremsportarten. So entsteht Ride On I als einer der ersten Filme mit eigenem Eisbachkapitel in Kinoformat. Sein neuer Ride On II kommt demnächst in die Kinos allerdings ohne Eisbachpart – denn er bietet so viel Stoff, dass er in einem eigenen Kinoformat Ende 2011 erscheint: „Munich Vibrations“. Als Surfer über das Shapen zum Münchner Surfshop und schließlich zu Fotografie und Filmproduktion – Local Artist Dee Dee Wallauer.   

Seit wann kennst du den Eisbach? Ich bin einmal 1989 ganz zufällig am Eisbach vorbei gekommen. Ich war auf der richtigen Straßenseite unterwegs und hatte das Glück, dass der Bach zu diesem Zeitpunkt gerade lief. Damals war die Welle viel öfter kaputt als heute. Es waren also Surfer da. Das hat mich sofort begeistert. Das war ein erhabener Moment. dee dee wallauer eisbach river surfingIch stand auf der Brücke und konnte mein Glück kaum fassen. Als Kind habe ich schon vom Surfen geträumt, nachdem ich im Fernsehen einen Beitrag über Surfen auf Hawaii gesehen habe. Da war ich gerade mal 12 und habe mir zwei Lebensziele gesetzt: Einmal Heliboarden in Kanada und einmal Surfen auf Hawaii. Als ich den Eisbach entdeckt habe, war ich Windsurfer. Windsurfen war ja nur ein Wellenreitersatz, da ich nicht wusste, dass es eine Möglichkeit zum Wellenreiten gab. Als ich dann den Eisbach entdeckt hatte, war es allerdings in der damaligen Zeit ein großes Problem, ein Wellenreitbrett in München zu bekommen. Da musste man improvisieren. Ich war jedenfalls erst auf der Loisach und danach auf der freien Isar und der Floßlände surfen, bis ich letztlich 1994 aktiv Eisbachsurfen gegangen bin.  

Du hast mehrere Hundert Surfboards geshaped, die am Eisbach und anderen Surfspots auch im Meer im Einsatz sind. Wie kam es dazu, dass du Anfang der 90er mit Shapen begonnen hast, obwohl damals die Surfszene in München sehr überschaubar war und damit auch der potentielle Kundenkreis eher klein war? Ich war damals sehr aktiv im Windsurfen und Snowboarden, auch mit Sponsoring. Ich kannte die Brettsportszene gut; das war und ist meine Welt. Mein erstes Wellenreitboard habe ich geshaped, als ich in Garmisch zum Zivildienst war. Von dort aus war ich immer gleich auf dem Berg oder an den Seen zum Windsurfen. Der Eisbach war natürlich nicht in unmittelbarer Nähe, aber ich war irgendwie sicher, dass ich auch dort eine Flusswelle finden würde. So kam es auch: In Garmisch bin ich immer im kultigen Snowboardshop „Up Side Down“ abgehangen, wenn die Lifte geschlossen wurden. Dort ging das Gerücht eines Secret Surf Spots an der Loisach um. Dee Dee Wallauer River Surfboard Shaper_Werkstatt_1994Nach wie vor hatte ich aber kein Wellenreitboard und so habe ich beschlossen, mein altes Windsurfboard abzusägen und einen Wellenreiter daraus zu shapen oder sagen wir lieber: zu basteln. Das war mein erstes Wellenreitbrett, geshaped in Garmisch im Jahr 1991. Das Surfgefühl auf der Loisach war allerdings nicht wirklich prickelnd: Man musste sich mit einem Seil auf der Welle in der Stromschnelle halten. Aber immerhin hatte ich so mein erstes Wellenreitboard geshaped. Ich war so im Brettsport drin, dass ich auch unbedingt nach dem Zivildienst in diesem Bereich arbeiten wollte. Aber dass ich im Bereich Wellenreiten landen würde war damals noch nicht klar. Diese Leidenschaft für das Gleitgefühl beim Wellenreiten habe ich erst nach dem Zivi so richtig entdeckt: Damals bin ich mit Sigi nach Tarifa zum Windsurfen ans Meer gefahren und habe das erste Mal Kontakt mit richtigen Wellen gehabt. Als mich das erste Mal eine Welle auf dem Brett mitgenommen hat, war klar, dass das genau das Gefühl war, nach dem ich schon immer gesucht hatte. Mir ging es um das Mitgenommen werden von einer Welle. Von da an wollte ich nur noch in Wellen surfen, sei es mit Segel oder ohne. Fakt ist, dass ich seit dem nur noch ein einziges Mal zum Windsurfen an einen See gegangen bin. Auch die Welle hinter der Fähre am Gardasee war zwar nett zum Springen, aber eben nicht zum Abreiten und Gleiten. Sigi ist direkt von unserem Tarifa-Trip aus weiter nach Fuerteventura zum Überwintern, wo er seitdem lebt. Ich hingegen bin als Snowboardfreak für die Wintersaison 92/93 wieder zurück und habe halb in Garmisch, halb in München gewohnt. Beim Surf Kramer habe ich Snowboardkurse gegeben und Wind- und Wellenreitboards repariert. Ich war damals immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Wellenreitboard für Fluss und Meer. Da gab es einfach keine gute Kombi. Im Sommer 1993 hat mir irgendwer im Surf Kramer den Secret Spot auf der freien Isar gleich neben der Floßlände verraten. Wie durch ein Wunder lief die Welle als ich dort war – und zwar konstant, so dass ich dann oft dort surfen konnte. Steffen war der erste Surfer, den ich dort getroffen habe. Damals war die Szene wirklich noch sehr klein und protektiv. Ich hatte ein paar gebrauchte Surfboards von einem Kunden im Surf Kramer abgekauft. Aber diese alten Gurken waren nichts für die Welle. Und auch was ich sonst an Boards und Shapes von Freunden getestet habe, war ungeeignet. Also habe ich mir im Sommer 1993 ein eigenes Surfboard von Grund auf gebaut. In meiner Werkstatt im Surf Kramer gab es alle nötigen Materialen; nur den Blank musste ich besorgen. In meinem Umfeld kannten sich alle leider nur mit Windsurfboard-Shapen aus. Eine geeignete Vorlage als Shape hatte ich auch nicht. Also habe ich einfach mal drauflos geshaped. Kerstin_Surft_Erstes_Geshaptes_BlueWave_FlusssurfbrettDas war eher Bildhauerei: Ich wusste wie das Brett in etwa aussehen sollte, aber nicht, wie ich dahin gelange. Ich habe ewig daran herumgeshaped und die damaligen Kollegen und einige Kunden hatten gute Ideen und Verbesserungsvorschläge. Das Laminieren war die nächste große Herausforderung. Logo hatte ich damals noch keines und ich habe einfach etwas als Logo genommen, was in der Werkstatt im Surf Kramer rumlag. Ich wollte nicht noch mehr Zeit verlieren, sondern schnell damit Surfen gehen. Am Ende ist es für das erste Wellenreitbrett dann doch noch richtig gut geworden. Es ist sogar aufgeschwommen! Ich war damit viel auf der Isar surfen und habe meine ersten Take-Offs gestanden. Als die Isarwelle irgendwann nicht mehr lief, bin ich auf die Floßlände gegangen. Kerstin ist das Brett noch Jahre später auf der Isar gesurft. Dieses erste Surfbrett war 6’11 lang. Das zweite Surfboard wurde ein Minimalibu – noch besser geeignet für die Isarwelle. Das habe ich gleich im Anschluss gebaut.  

Wie kam es zu deiner ersten eigenen Shaper-Werkstatt? Schleifstaub und Gestank vom Harz waren unzumutbar für die Kunden im Surf Kramer, so dass ich dort erst im Hof noch ein paar Boards gebaut und mich dann nach eigenen Werkstätten umgesehen habe. Dee Dee Wallauer River Surfboard_Shapen_1996Ich wollte Shapen und Ding-Repair zu meinem Beruf machen. Denn mein Gedanke war, dass ich mit dieser Fähigkeit und Tätigkeit über all am Meer arbeiten, leben und surfen kann. Das war der Plan. Also wollte ich möglichst schnell möglichst viel lernen. Erst habe ich die Boards für mich geshaped, dann schnell auch auf Kundenwunsch, um möglichst viel Praxis zu bekommen. Im nächsten Jahr, also 1994 bin ich das erste Mal nach Kalifornien, um dort die Surfindustrie zu inspizieren. Praktischerweise habe ich seit meiner Windsurfzeit am Walchensee Kontakt zu Randy French, dem Shaper aus Santa Cruz. Er hat mich zu sich eingeladen. Hier in Deutschland gab es so gut wie keine Shaper, da der Markt zu klein war: An der Floßlände waren das gefühlte 20 Surfer und die hätten nie ein nagelneues Brett für die Flusswelle gekauft. Das hatte aber auch einen gewissen Charme. Colin Peterson hat damals die „hardcore“-Boards geshaped, die über den Boarders vertrieben und vom Quirin als Teamfahrer gesurft wurden. Viel mehr gab es aber nicht in Deutschland. 1993 habe ich die ersten Boards noch beim Surf Kramer in der Werkstatt geshaped. 1994 habe ich dann zunächst eine Werkstatt mit Thorsten und Gregor von Indigo geteilt – die beiden bauten Snowboards und ich shapte Wellenreiter. Dann habe ich eine eigene Werkstatt angemietet. Nebenbei habe ich weiter beim Surf Kramer gearbeitet.  

Und wie kam es zu deinem Blue Wave Surfshop, der wohl den meisten Eisbachsurfern und Münchner Snowboardern von damals ein Begriff ist? Das war 1995. Die Windsurfbranche ging in der Zeit den Bach runter und so hat der Surf Kramer 1995 dicht gemacht. Auf einmal stand ich ohne Job da. Blue_Wave_Surfshop MünchenIch konnte aber deren Snowboardschleifmaschine und deren Mini-Van ablösen und habe sofort meinen eigenen Laden gegründet: White Mountain – Snowboardkurse, Brettservice und Wellenreitbretter shapen. 1995 gab es nur wenige Snowboard-Shops. Das war super für mich, vor allem, weil der Trend und damit auch das Geschäft so richtig in 1996 begonnen hat. Von da an haben auch die großen Shops Snowboards geführt. Das Wintergeschäft mit Kursen, Brettservice und Schuhverleih lief von Anfang an gut. Ich musste mich nur über den Sommer retten. Im Winter 1995 habe ich also White Mountain gegründet und im Sommer desselben Jahres noch meinen Surfshop Blue Wave. Dort waren meine selbst gebauten Wellenreitbretter ausgestellt zusammen mit gebrauchten Brettern auf Kommission. Viele haben im Blue Wave auch Harz und Glasmatten zum Dingrepair und Brettbau gekauft. Im Blue Wave gab es nur das, was ein Surfer wirklich braucht: Wax, Neos, Boards, Leashes. Eben keine Kapuzenpullis und zig Klamotten. Blue_Wave_Surfshop München 1996Das hat sich schnell rumgesprochen. Es kamen also recht schnell viele Kunden vorbei, einschließlich Laufkundschaft, da der Shop ja zentral in der Maistraße lag. Später ist der Blue Wave dann in die Blumenstraße umgezogen.  

Warum hast du den Blue Wave Surfshop 1999 wieder geschlossen? Eigentlich haben Surfer und Snowboarder mir die Bretter für den Eisbach und auch fürs Meer gut abgekauft. Ich bin mit dem Shapen gar nicht hinterher gekommen und hatte immer zu wenig Boards im Laden. Effektiver wurde es, als ich nur noch die Blanks geshaped habe und das Laminieren und Schleifen outgesourced habe. Das ging mehrmals gut. Einmal sind 10 von mir gelieferte Blanks nie mehr von der Laminierfirma zurück gekommen. Das hat Kapital gefressen und diese Kooperation beendet. Ein ganz entscheidender Unsicherheitsfaktor ging mir damals auch ständig durch den Kopf: Ich konnte damals nicht alles auf diese eine Karte setzten. Denn in den 90ern war ständig ungewiss, ob der Eisbach nicht doch von einem Tag auf den anderen platt gemacht würde. Damit wäre ein großer Teil meiner Abnehmer für Riversurfboards weggebrochen. Wegen dieser ständigen Unsicherheit habe ich Boards immer nur in absetzbaren Stückzahlen produziert. Ich konnte mir nicht leisten, eines Tages auf zig Flusssurf-Brettern sitzen zu bleiben, nur weil der Eisbach platt gemacht wurde. Also zu viel hätte ich in den 90er gar nicht in die Surfboardproduktion investieren können. Blue_Wave_Surfshop München-Erster_Shop_1995Und dann hatte ich zusätzlich zu oft einfach nur Pech mit den Lieferanten von Neos, Surfshorts, Schuhen und so weiter. Ich war leider immer ein bisschen zu früh dran, bevor der Trend eingesetzt hat, wie zum Beispiel mit den Shorts und Hemden mit Hibiskusblütenmotiv. Als ich das geordert habe, ging diese Kollektion einfach nicht in Produktion, weil davon auf dem Markt insgesamt zu wenig bestellt wurde. So stand ich in dem Jahr ohne Shorts und Hemden da. Und in der nächsten Kollektion war es dann Mainstream und all die großen Shops hatten es drin. Ähnlich erging es mir in mehreren Fällen. Entweder hat mir das Kapital gefehlt oder ich war mit meiner Idee zu früh dran, als dass sie am Markt umsetzbar gewesen wäre. Und danach haben sich die Großen darauf gesetzt. Dennoch ging das Surfgeschäft bald besser als das Snowboard-Business, so dass ich sogar im Winter mehr Geschäft mit Surfen gemacht habe als mit Snowboarden. Snowboardkurse gab es bald überall im Angebot. Also habe ich aufgehört mit den Kursen und habe auch bald keine Snowboards mehr verkauft, sondern nur noch Surfequipment. Verdient habe ich allerdings mit dem Blue Wave nicht genug, um alles am Laufen zu halten. Ich musste nebenbei viel Arbeiten, um das zu finanzieren. Dementsprechend konnte ich oft nicht selbst im Blue Wave Shop sein und war froh über die Unterstützung meiner engen Freunde aus der Eisbachszene. Mein erster Angestellter war Moritz, der sich bei mir seine erste Weltreise verdiente. Auch Gerry und Yoyo haben mir oft im Blue Wave ausgeholfen, wenn ich selbst unterwegs war. Aber die hatten natürlich auch nicht immer Zeit, so dass wir die Ladenöffnungszeiten drastisch einschränken mussten. Außerdem wollte ich selbst zwischen drin ab und zu mal am Eisbach surfen oder nach Kalifornien fliegen. Blue_Wave-Surfshop munichIrgendwann hatte der Blue Wave nur noch ein Mal die Woche für ein paar Stunden am Freitagnachmittag offen. Aber das war kultig und alle kamen vorbei. Der Blue Wave war ein legendärer Treffpunk für die Szene. Lustig war es immer, aber verkauft wurde da wenig. Nach knapp 5 Jahren habe ich beschlossen, den Blue Wave Surfshop 1999 zu schließen.    

Wie ging es mit dem Shapen weiter nachdem der Blue Wave geschlossen wurde? Meine Surfboards haben sich gut verkauft. Deshalb habe ich die Board-Werkstatt weiter betrieben und Wellenreiter geshaped, auch wenn ich woanders mehr verdient habe. Aber meine Leidenschaft, Wellenreitbretter zu shapen, konnte ich nicht einfach abschalten. Harz und Schleifstaub haben mir allerdings auf die Gesundheit geschlagen und ich bin schwer allergisch darauf geworden. In dieser Zeit sind die großen Surfboardhersteller alle zunehmend auf CAD umgestiegen und das Shapen hat sich mehr und mehr an den Computer verlagert. Diese Richtung habe ich als neue Chance gesehen und wollte es zumindest einmal probieren. Ich habe mit dem herkömmlichen Shapen aufgehört und stattdessen CAD-Shapes am Computer angefertigt und in Asien produzieren lassen. Die Boards konnte ich über diverse Vertriebskanäle verkaufen, aber das Geldeintreiben war mühsam. Das hat alles sehr viel Zeit und Nerven gekostet. Und so habe ich einen Schlussstrich gezogen. Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist und ich selbst wieder mehr Zeit zum Surfen, Reisen und Filmen habe. Rückblickend haben sich der Blue Wave Surfshop und die jährlichen Kalifornienreisen enorm positiv auf mein Leben heute ausgewirkt. Es sind so viele enge Freundschaften aus der Shape- und Surfshopzeit entstanden, die heute noch für viele Glücksmomente auch außerhalb des Wassers sorgen.    

Dee Dee wallauer Shaper_mit_Board_1995

by Silke Deidl www.silkedeidl.com

Statt Standard-Shapes hast du versucht, möglichst individuelle Custom-Shapes zu produzieren. Gibt es das perfekte Board, das für jeden Surfer am Eisbach optimal wäre? Nein. Es gibt nicht das eine, optimale Surfboard. Je nach Fahrstil, Körpergröße und Gewicht eigenen sich ganz unterschiedliche Shapes, obwohl die Eisbachwelle selbst ja recht konstant ist. Dennoch kann ein großer Teil der Surfer über Standard-Shapes abgedeckt werden. Da gehören dann auch Modeerscheinungen dazu: Wenn gerade ein Fish-Tail in Mode ist, dann ist es schwierig, einen Surfer von einem Rounded-Pin-Tail für den Eisbach zu überzeugen. Ähnlich ist es mit den Finnen: Erst sind alle mit 3 Finnen am Eisbach gefahren, wie man es vom Meer kannte. Dann kam die Zeit der 360er, als jeder am Eisbach die volle Rotation beherrschen wollte; das war mit nur 2 Finnen viel einfacher als mit 3 Finnen. Dann fanden das viele zu instabil für kräftige Turns und sind auf 2 große Seitenfinnen und 1 kleine Mittelfinne umgestiegen. Das hat sich dann für die Mehrheit etabliert. Allerdings sind aktuell nun Quad-Fins modern. Als Shaper muss man solche Trends kennen und verstehen, um im Einzelfall richtig beraten zu können. Die Kunst des Shapers ist zu verstehen, wer welchen Shape am besten brauchen könnte. Im Grunde ist das wie mit Laufschuhen: Man sollte den Surfer filmen und gemeinsam analysieren. Aber wer macht das schon. In der Praxis ist das Design oft wichtiger als der Shape. Dabei ist das schwierigste, die Outline eines Shapes beizubehalten und nur das Volumen des Bretts an das Gewicht des Surfers anzupassen. Ich kann mir vorstellen, dass einmal Bretter für den Eisbach geshaped werden, die den Wake-Boards ähnlich sind. Denn das Volumen ist am Eisbach wegen der starken Strömung nicht ganz so wichtig. Ich bin gespannt, was da noch kommt. Jedenfalls hat Shapen viel mit Philosophie zu tun. Shaper und Surfer müssen zusammenpassen. Ich habe es immerhin geschafft, etwa die Hälfte meiner Boards individuell für den jeweiligen Surfer zu shapen.    

Dein Plan war ja mit Shapen und Boardrepair irgendwo am Meer leben, arbeiten und surfen zu können. Jetzt lebst du in München, surfst am Eisbach und kommst über die Filmerei und Fotografie auf der ganzen Welt herum. Hast du deine beiden Lebensziele schon realisiert? Mit Lebenszielen ist das so eine Sache. Wichtig ist, dass man Ziele hat und sie verfolgt; entscheidend im Nachhinein ist aber der Weg dorthin: Mittlerweile war ich z.B. beim Heliboarden. Wallauer Longboards_1998Die Flüge waren genial aber der Schnee nicht so berauschend; es waren mehr die Berge und das „alleine auf dem Berg sein“-Gefühl als das Boarden. Aber: Meine besten Powderhänge bin ich in Japan an einem Hang gefahren, der mit der Gondel und dem Lift zu erreichen war. Heliboarden habe ich also schon erleben dürfen. Das Haus am Meer hab ich noch auf dem Zettel.    

Hier gehts zum Interview mit Dee Dee als Fotograf und Filmemacher unter der Local Brand wallauerpictures…